Spurenstoffe im Hessischen Ried

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Hintergrund

Das Hessische Ried umfasst zwar nur rund 5 % der Fläche Hessens, aber wegen der günstigen hydrogeologischen Bedingungen werden in diesem Gebiet knapp 25 % des Trinkwassers in Hessen gewonnen. Die Gewässersituation im Ried ist durch abflussarme und aufgrund der hohen Besiedlungsdichte stark abwasserbelastete Fließgewässer gekennzeichnet. U. a. über das Abwasser gelangen Spurenstoffe wie Arzneistoffe, Haushalts- und Industriechemikalien, Pflanzenschutzmittel und Biozide in die Fließgewässer des Rieds. Diese Spurenstoffe werden von den im Ried teilweise geringmächtigen Deckschichten, die die Grundwasserleiter schützen, nur zum Teil zurückgehalten und gelangen somit ins Grundwasser.

Auf Basis der durch das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) nachgewiesenen Eintragspfade, entwickelte das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) eine Strategie zur Vermeidung und Verminderung des Spurenstoffeintrags in die Gewässer des Rieds (Spurenstoffstrategie Hessisches Ried). Ziel dieser Strategie ist, durch geeignete Maßnahmen die stoffliche Belastung der Fließgewässer im Ried zu vermindern und damit im Sinne des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) sowohl die vielfältigen Funktionen und Nutzungen der Gewässer zukünftig sicherzustellen als auch die Grundwasservorkommen im Ried langfristig zu schützen.

Im Jahr 2016 wurde durch das Bundesumweltministerium (BMU) zusammen mit dem Umweltbundesamt (UBA) ein nationaler Dialogprozess "Spurenstoffstrategie des Bundes" initiiert, der durch Fraunhofer ISI und IKU koordiniert und fachlich begleitet wurde. Die Umsetzung der Strategie wird aktuell durch das BMU vorangetrieben. Das Thema Spurenstoffe war außerdem ein Schwerpunktthema im 2 Jahre dauernden Nationalen Wasserdialog von BMU/UBA, der im Oktober 2020 mit einer offiziellen Übergabe des Abschlusspapiers an das BMU endete und jetzt in die Entwicklung einer Nationalen Wasserstrategie mündet.

Parallel zu diesen Aktivitäten begannen 2017 die Arbeiten zur Entwicklung einer Spurenstoffstrategie für das Hessische Ried, in deren Rahmen auf regionaler Ebene Maßnahmenempfehlungen zur Vermeidung und Verminderung des Spurenstoffeintrags identifiziert und bewertet wurden. Im Ergebnis wurde ein breiter Maßnahmenmix zur Vermeidung und Verminderung des Eintrags der Spurenstoffe an der Quelle, bei der Anwendung und mittels nachgeschalteter Techniken erarbeitet, bestehend aus 6 Kernmaßnahmen, 4 Begleitmaßnahmen, 3 einzelfallbezogenen Maßnahmen und 2 Forschungsprojekten. Die Spurenstoffstrategie Hessisches Ried ist zu finden unter
https://umwelt.hessen.de/wasser/spurenstoffstrategie-hessisches-ried.

Im Herbst 2018 fand eine Auftaktveranstaltung in Form eines Fachaustausches als erster Einstieg in die Maßnahmenumsetzung statt. Zentrales Instrument zur Umsetzung der Strategie ist das Dialogforum "Spurenstoffe im Hessischen Ried", das im Januar 2021 eingerichtet wurde. Die erste Phase endete am 31. März 2023.